Mittwoch, 08. April 2020

Karfreitag...

Christus ind der Abteikirche St. Marien zu Helfta

... im Kreuz Gottes Liebe erkennen.

In dieser österlichen Bußzeit lassen mich die Erfahrungen meiner Exerzitien im Kloster Helfta im Jahr 2012 nicht los. Neben der Spiritualität der drei starken heiligen Frauen Gertrud von Helfta, Mechthild von Hakeborn und Mechthild von Magdeburg, die im 13. Jhdt. gelebt und gewirkt haben, hat mich besonders eines beeindruckt:

Der Christus
in der Abteikirche St. Marien zu Helfta.

Ich erinnere mich noch genau: Ich trete in die Klosterkirche ein und ich blicke auf das Kreuz, das schlicht und vielleicht gerade deshalb so eindringlich an der Wand hängt. Nichts verstellt den Blick auf das Kreuz. Ich habe mich sofort in es verliebt. In ein Kreuz verlieben – sonderbar. Oder vielleicht doch nicht? Ein Kreuz hat viele Facetten. Neben der Brutalität, die es, wenn wir an die Kreuzigung denken, ausstrahlt, gibt es auch diesen Aspekt, den der Künstler Johannes Dumanski, der das Kreuz in Helfta geschaffen hat, besonders betont: Die weiten Arme der Christusfigur. Darüber soll ein Kind einmal gesagt haben: „Jesus hat so weite Arme. Damit kann er die ganze Welt umarmen.“ Ist das nicht eine wunderbare Deutung dieses Kreuzes?

Jesus breitet am Kreuz seine Arme aus, damit sich die Menschheit umfangen lassen kann. Wir dürfen uns mit allen Sorgen und Nöten in seine Arme flüchten, uns geborgen und angenommen fühlen. Das Kreuz ist das Zeichen seiner Liebe zu uns Menschen. Und so weist es schon auf das hin, was noch kommt. Von Dietrich Bonhoeffer stammt der Satz: „Das ist Gottes neues Gebot, dass wir auf ihn sehen sollen, wie er im Tode das Leben, im Kreuz die Auferstehung schafft.“

Haben Sie Lust, in die Klosterkirche einzutreten und das Kreuz selbst zu sehen und vor ihm zu beten? Dann können Sie das zumindest virtuell tun. Gehen Sie auf die Homepage des Klosters: https://www.kloster-helfta.de, scrollen Sie bis zum Ende der Startseite nach unten und finden Sie dort einen kleinen Film mit Bildern aus der Klosterkirche als Anregung zum Gebet. Es stört keine Musikuntermalung. Niemand sagt Ihnen, was Sie beten sollen.

Mich lassen die Bilder ganz ruhig werden. Mein Herz öffnet sich für die Liebe.

Ich nehme noch einmal mein Tagebuch aus dem Jahr 2012 in die Hand, blättere und finde mein Glaubensbekenntnis von damals:

Du hast es mir zugesagt:
„Ich kann nicht leben ohne dich!“

Und ich antworte:
„Ich kann nicht leben ohne dich, mein Gott!“

Denn:
Wem sollte ich danken, wenn mein Herz so voll ist?
Wen sollte ich bitten, wenn mein Herz bedürftig ist!
Wem sollte ich klagen, wenn mein Herz schwer ist?
Wem sollte ich vor Freude singen und tanzen,
wenn mein Herz überschäumt vor Glück?

Du bist da für mich.
Denn Du bist die Liebe, Gott.

Ja, ich glaube!

Am Ende des Films leuchtet ein Segensgebet von Gertrud von Helfta auf. Ganz schlicht.
Wie das Kreuz in der Klosterkirche.
Und vielleicht gerade deshalb findet es den Weg direkt in mein Herz.

Es segne dich
die Allmacht des Vaters
die Weisheit des Sohnes
und die Güte des Hl. Geistes. Amen

Gedanken zu Karfreitag von Wortgottesdienstleiterin Susanne Karl